5. Tag: Von Fall über Lenggries nach Bad Tölz

Von Fall (773 m) über Lenggries (677 m) nach Bad Tölz (649 m)

Ca. 27 km, 10 Std., abwechslungsreiche lange Strecke, Hitze, einige Pausen

Nach einer regnerischen Nacht starteten wir gegen 7 Uhr im Nebel. Der See sah toll aus. Als ob Geister über ihn tanzten, natürlich waren es Nebelschleier.

Der See hat mehrere canyonartige Arme, die im Sonnenaufgang und Nebel wunderschön waren. Von der Faller-Klamm-Brücke aus fotografierten wir, was das Zeug hielt.

Wir mussten an der B307 entlang, was zu der Uhrzeit noch in Ordnung war. Es waren wieder einige Abschnitte zu gehen, die nur einen winzigen Seitenstreifen hatten. Mit Autoverkehr beängstigend. An einem neu ausgebauten Teil hatte man allerdings sogar an Fußgänger gedacht. Wir überquerten dann den Staudamm, wo es auch ein Kraftwerk gibt, und sahen tief unter uns die Isar wie sie den Stausee verlässt. Fluss-Kilometer sind es hier ca. 224 von der Mündung.
Unser weiterer Weg führte längere Zeit weit ab vom Fluss, war aber ein sehr schöner Waldweg namens Toni-Seber-Weg. Wer dieser Toni Seber war, bekamen wir nicht raus. Wir genossen den Schatten. Später ging es dann an der B13 entlang, aber der Weg war ebenfalls schattig und gut abgetrennt durch eine Leitplanke, das war ok.

Im Lauf des Vormittags erreichten wir die Ortschaft Fleck, Fluss-Kilometer 215, wo wir die Bäckerei Bammer aufsuchten, die uns aus einem Film des Bayrischen Rundfunks bekannt war („Auf den Spuren der Isar“ mit Harald Grill). Irgendwann kamen wir wieder zur Isar.  

Weiter ging’s in der prallen Sonne bis zur Isarbrücke in Lenggries am Fluss-Kilometer 211. Dort verließen wir die Isar erstmal und machten am Ortsrand in einem Cafe Mittagspause. Der hausgemachte Eistee schmeckte fast wie Caipirinha. War natürlich alkoholfrei. Zeit, um den historischen Kalkofen oder die sehenswerte Kirche zu besichtigen, hatten wir nicht. Das werden wir nachholen.

In der Nähe des Ortes lag viel Party- und Sauf-Müll an der Isar herum. Unschön und unappetitlich.
An der ganzen Strecke bis Bad Tölz, ca. 10 km bis zum Fluss-Kilometer 200, die hauptsächlich in der Sonne verlief, hielten sich Badefans an den Kiesufern auf. Ich gebe zu, das sah recht gemütlich aus. Wir dagegen stapften tapfer weiter durch Gebüsch- und Heidelandschaft, entlang Wiesen und Weiden.

Unzählige Male hielten wir zum Rasten und Trinken an. Die Temperatur war sicher höher als 30 Grad an dem Tag.

Ablenkung brachten uns die süßen Landschaftspfleger!

Und irgendwann erreichten wir dann doch Bad Tölz. Was für ein wunderschöner Ort! 

Wir übernachteten im Gasthof Milano mit angegliedertem italienischem Restaurant. Eine gute Wahl. Für die Wirtin waren wir ausnahmsweise auch keine Exoten, denn dort übernachten immer wieder Venedig-Gänger, also Wanderer, die von München nach Venedig unterwegs sind.

Bad Tölz ist der letzte Ort in den Alpen. Ab hier beginnt das Alpenvorland. Und hier endet auch die Obere Isar und die Mittlere Isar beginnt (wobei es in Wikipedia auch eine andere Einteilung gibt).

6. Tag: Von Bad Tölz über Geretsried nach Wolfratshausen

Von Bad Tölz (649 m) über Geretsried nach Wolfratshausen (578 m)

26 km, 10 Std., furchtbare Etappe, Hitze, verlaufen, nur eine größere Pause

Wir verließen die Alpen und wanderten hinein ins Alpenvorland.

Für mich war das die schlimmste Etappe der ganzen Tour.
Das berühmte und romantisierte Isartal mit seinen großen Naturschutz-Flächen lag vor uns. Ich hatte Schlimmes geahnt, denn ich schlief schon unruhig. So ganz sicher, welchen Weg wir nehmen würden, waren wir nämlich bei dieser Etappe nicht. Der Isarradweg führte nach unserem Geschmack zu weit von der Isar weg. Im Nachhinein wussten wir, warum.

Erst freuten wir uns noch über das Fluss-Kilometer-Schild 200 vor dem Bad Tölzer Stausee.

Dann verliefen wir uns das erste Mal und kamen erst auf Umwegen wieder zum Isar-Hochufer zurück. 
Juchu – eine gelbe Wegmarkierung des Isartalvereins! Zu früh gefreut. Der Weg war zwar vorhanden, aber nicht gepflegt. Wir vermuteten, dass es wegen des Naturschutzgebiets gar nicht gewünscht ist, dass man hier wandert. Alles gut und schön, hab ich Verständnis – nur: Es gehen immer wieder Trampelpfade durchs Schutzgebiet zur Isar runter, drunten am Ufer war Halligalli und auf dem Fluss in den unsäglichen (Schlauch-)Booten noch mehr. Lautes Geplärr dröhnte unablässig zu uns herauf. Es nervte kolossal. Wir kämpften uns durch Brombeeren und über abgebrochene Äste und kamen nicht voran.

Hier der „Weg“:

Schließlich sahen wir auf der Karte, dass wir nicht weit von einer Art Bundesstraße entfernt waren und gingen dort hin. Ich war wütend über diesen Weg und wäre am liebsten in den Bus eingestiegen, der an uns vorbeifuhr. Wir trotteten mißmutig (ich jedenfalls) in der vollen Sonne auf eine Anhöhe namens Lochen, wo ein Bauernhof war, und fragten die Bäuerin, wie wir weiter gehen sollten. Sie schickte uns wieder runter an die Isar. Na super. Der Weg sollte besser werden. Dort angekommen irrten wir wieder herum und stießen auf zwei andere verzweifelte Wanderer, die in Richtung Bad Tölz gingen und auch schon einiges hinter sich hatten auf der Strecke. Wir rieten ihnen, einfach an der Straße entlang zu gehen, auch wenn’s unschön ist.

Wir fanden einen Weg nach unten, sogar ans Isarufer ca. bei Fluss-Kilometer 193, und waren vereint mit den Bade- und Partyfans und allen negativen Auswüchsen wie z.B. Müll, diverse Hinterlassenschaften, über den Weg gespannte Zeltleinen, Lärm.

Wir fanden, oh Wunder, mit Hilfe der Karte die Treppen, die steil bergauf zum berühmten Malerwinkel führen. Der heißt so, weil Kunstmaler gerne die Isar von dort oben malten.

 

Es war erst Fluss-Kilometer 190 und es war schon nach Mittag. Wir hatten noch ein Stück vor uns! Deshalb beschlossen wir, nicht wieder runter zur Isar zu gehen, sondern den Radweg zu nutzen, der am Hochufer vor unserer Nase vorbeiführte. Wir brauchten noch einige Zeit bis zum nächsten Ort Geretsried. Der beginnt ungefähr an Fluss-Kilometer 188. Dort war glücklicherweise mehr oder weniger am Ortsrand eine Sportanlage mit Gaststätte, wo wir was Kaltes trinken konnten und uns eine schmackhafte Pizza teilten. Wir füllten unsere Wasserflaschen auf, damit jeder wieder 1,5 Liter mit sich tragen konnte. Das brauchte man an diesem Tag. Normalerweise reichen uns ein Liter pro Person, wenn man Mittags irgendwo auffüllen kann.

An die 20 km hatten wir schon hinter uns, die Isar benötigte für die Strecke viel weniger Kilometer… Aber es lagen noch einige Hitze-Kilometer vor uns. Stunde um Stunde, es wurden noch fast drei, latschten wir am Rand der Ortsteile von Geretsried ohne Blick auf die Isar entlang. Unten im Naturschutzgebiet war bademäßig nach wie vor die Hölle los, nur für uns Wanderer war da kein Platz. Ich war echt genervt.

 

Über den Loisach-Isar-Kanal, Fluss-Kilometer 179, kamen wir nach Wolfratshausen, wo ich das Hotel vorausschauend in der Nähe unseres Weges gebucht hatte.

Gerne würden wir für diese Etappe im Nachhinein einen angenehmeren Wanderweg suchen. Die Strecke wird Richtung Süden von Venedig-Gehern gewandert, die sicherlich auch so ihre Probleme damit haben. 

7. Tag: Von Wolfratshausen nach Buchenhain

Von Wolfratshausen (578 m) nach Buchenhain

19 km, 7 Std., leichte Etappe, viel Schatten, Pausen

In Wolfratshausen sahen wir von der Marienbrücke, Fluss-Kilometer 178, eine Weile zu, wie die Isar-Gaudi-Flöße zusammengebaut wurden. Sie werden täglich am Ziel auseinandergenommen, per LKW zurückgefahren und wieder zusammengebaut.

Wir trafen auf der Brücke einen älteren Mann, den wir erst als Penner identifizierten, da er einen Haufen Zeug mit sich schleppte und einen Einkaufswagen vor sich herschob. Er war aber ein Idealist, der jeden Tag auf seiner Fitness-Runde freiwillig den Müll des Bade- und Partyvolkes einsammelt. Auch den Einkaufswagen hatten Gaudiburschen und -mädels irgendwo im Naturschutzgebiet liegen lassen.

Durch die lichten Wäldchen des Naturschutzgebiets Pupplinger Au wanderten wir auf einer Teerstraße zum Ickinger Wehr, Fluss-Kilometer 174, wo der Werkskanal von der Isar abgeleitet wird. Die Mündung der Loisach sahen wir nicht.

Wir gingen auf gutem Weg am Kanal entlang zum Wirtshaus Bruckenfischer, Fluss-Kilometer ca. 169, das um 10 Uhr aufmachte, grad als wir dort ankamen. Ich ließ mir einen Zwetschgendatschi schmecken. Gefrühstückt hatten wir am Morgen nicht!

Weiter ging es auf die andere Seite der Isar zum Kloster Schäftlarn, wo wir uns aus Zeitgründen nicht aufhalten konnten.

Auf sehr schönen Waldwegen, gleichzeitig Jakobsweg und München-Venedig-Weg, gingen wir oberhalb der Isar ruhig dahin. Erst als wir runter an die Isar kamen, war wieder allerhand los. Wir schauten uns den berühmten Georgenstein an, einen riesigen Felsbrocken in der Isar, der Flößern früher allerhand Probleme bereitete. Heute nicht mehr, manche klettern auf ihn rauf und nutzen ihn als Sprungbrett in die seichte Isar.
Am Ufer waren Schlauchboot-Verpackungen und anderer Müll abgelegt.

Wir gingen am Klettergarten vorbei nach oben und freuten uns, dass wir im Biergarten vom Gasthof Buchenhain schön sitzen und ausruhen konnten. Wir erreichten bei der Etappe den Fluss-Kilometer 162.

8. Tag: Von Buchenhain über München nach Unterföhring

Von Buchenhain über München (520 m) nach Unterföhring (508 m)

26 km, 8,5 Std., lang, Großstadt-Getümmel mit Radl-Rambos, Hitze, wenig Pausen

Diese Etappe holten wir am 15. August, zwei Tage nachdem wir an der Isarmündung waren, nach, da wir die Strecke wegen einer Familienangelegenheit auslassen mussten. Wir waren gespannt auf die Großstadt-Etappe an einem heißen Sommertag.

In Buchenhain starteten wir früh am Morgen. Natürlich lagen wieder Müllhaufen rum, sogar ein komplettes Schlauchboot und eine Luftmatratze. Sorry, dass ich wieder damit komme, aber es störte mich und es fiel mir schwer, darüber hinwegzusehen.

Unter der Grünwalder Brücke hindurch, Fluss-Kilometer 160, ging es immer an der Isar entlang, das heißt, wir gingen ein Stück am tiefgrünen Kanal. Es waren ein paar Radfahrer und viele Jogger unterwegs. Wir hatten vergessen Sonnencreme aufzutragen und holten es schleunigst nach als die Sonne stärker wurde. Sonnencreme, Kopfbedeckung und Trinken war das Wichtigste an diesen Hitzetagen.

Auch die allgemein bekannte Großhesseloher Brücke, ca. Fluss-Kilometer 155, unterquerten wir und blieben auf der linken Seite der Isar. Man hätte sie in einem Fußgänger- und Radfahrer“käfig“ überqueren können. Das Gitter verhindert Suizide, für die die früher dort stehende Brücke traurige Berühmtheit erlangte.

Kurz nach der Großhesseloher Brücke überschreitet man die südliche Münchner Stadtgrenze. Ist schön hier!

Im Stadtgebiet gab’s natürlich viel zu sehen, ich beschränke mich auf ein paar Dinge.

Zum Beispiel die Marienklause aus dem 19. Jhd., die ein Fluss-Arbeiter der Muttergottes aus Dankbarkeit errichtet hat. Sie habe ihm mehrfach das Leben gerettet – bei Hochwasser und auch bei Felsstürzen, die vom angrenzenden Isar-Steilhang herabkamen. Der Weg am Steilhang ist auch heute noch steinschlaggefährdet und gesperrt. Was Mountain Biker aber nicht hindert, die Sperre zu umfahren.

Am Marienklausensteg gingen wir auf die rechte Seite der Isar.

An der Marienklause wird an einem Wehr der Auer Mühlbach ausgeleitet, der als erstes mal den Tierpark durchfließt, an dessen Zaun wir entlang gingen. 
Berühmt und berüchtigt der Flaucher, dessen große Kiesflächen und Isararme traditionell von FKK-Anhängern aufgesucht werden, aber eigentlich tummeln sich hier jedes Wochenende bei schönem Wetter die Menschenmassen und man liest immer, dass der Müll tonnenweise abtransportiert werden muss. Es war jedoch am Vormittag noch tiptop sauber. Die Münchner Müllabfuhr leistet ganze Arbeit. 

Wir gingen unter den verschiedenen Isarbrücken hindurch, was hier zu weit führen würde. An der Reichenbachbrücke bogen wir in die Ohlmüller-Straße ein, denn dort sollten laut Stadtplan Gaststätten sein und wir wollten eine Pause machen. Beim Schoberwirt aßen wir eine Kleinigkeit und da wollen wir gerne auch mal wieder hin.

Wir passierten das Deutsche Museum auf seiner Insel,

gingen an der nächsten Isar-Insel vorbei, kamen auf die Halbinsel, auf der das Muffatwerk und  das Müllersche Volksbad (Jugendstil) stehen.

Weitere Brücken hinter uns lassend gelangten wir schließlich zum imposanten Oberföhringer Wehr bei Fluss-Kilometer 143. 

Da zweigt auch der ca. 60 km lange Mittlere-Isar-Kanal ab, der einige Kraftwerke betreibt.

Die Isar nach dem Wehr:

Wir gingen auf der Isarinsel Oberföhring weiter, wo der Bade- und Partyandrang auch sehr groß war. Es gab aber einen schönen Wald und naturnahe Wege und Bereiche.
Schließlich kamen wir über die nördliche Stadtgrenze und waren zugegebenermaßen froh, als wir nach den vielen Kilometern durch die anstrengende Stadt an unserem Ziel, Unterföhring, ankamen. Fluss-Kilometer war hier ca. 140 von der Mündung.

Zusammengefasst muss man sagen, dass die Etappe im Grunde sehr schön war. Über den Weg durch München gibt es gar nichts zu mäkeln! Es gibt so viel Grün und auch naturnahe Bereiche. Und natürlich auch Stadtgeschichte. Der Weg war super.

Und jetzt das große Aber, was allerdings den schönen Weg nicht schmälern soll. Im Nachhinein überwiegt auf jeden Fall das Positive!
Was echt schlimm war, waren die Radler, vor allem die Radl-Rambos, in Verbindung mit Joggern. Gefühlt waren es Tausende, Hunderte waren es auf jeden Fall. Man musste ständig aufpassen, wo man geht, ja keinen Ausfallschritt machen, nicht die Wanderstecken falsch bewegen, bloß nicht den Weg überqueren – es ist echt unfallträchtig. Wenn man mal nicht von einem Radler gehetzt wurde, hatte man schon das fiese Keuchen eines nahenden Joggers im Nacken. Aber die meisten sind ganz normale Zeitgenossen, sind halt enorm viele. Frech und unverschämt aber sind die Rambos – Kopf runter und rein in die Pedale, fahren überall volles Karacho, auch auf den expliziten Fußgängerwegen. Und von letzteren klingeln sie einen noch frech runter, falls ihr Gefährt eine Klingel hat. Sonst kriegt man halt ein paar Schimpfworte an den Kopf geworfen. 

Aber die Etappe habe ich positiv in Erinnerung. Unser München ist einfach schön.

9. Tag: Von Unterföhring nach Freising

Von Unterföhring (508 m) nach Freising (446 m)

29 km, 9 Std., sehr weit, viel Schatten, Pausemöglichkeiten rar

Diese Etappe war kräftezehrend. Weit und breit gab es keinen Ort in der Nähe der Strecke. Auch Sitzbänke waren nicht zu finden, denn anscheinend geht hier niemand zu Fuß, sondern alle fahren Rad. 

Jedenfalls starteten wir in Unterföhring sehr früh im schönen Morgenlicht.

 

Wir gingen den ganzen Tag durch Auwald direkt am Fluss entlang. Es war eine sehr schöne Strecke. 

Der streckenmäßig günstigste Ort zum Einkehren war das Forschungszentrum Garching, das bei Fluss-Kilometer 131 nur einen Kilometer von der Isar entfernt ist. Alles andere war nicht machbar. Dort waren wir relativ früh, wir nutzten den Campus halt für ein ausgiebiges Frühstück. Vorher ging’s am alten und neuen Forschungs-Atomreaktor vorbei. Der alte ist bekannt als das Atom-Ei. Er steht inzwischen versteckt hinter Bauten und Baustellen.

Das Cafe, das wir ansteuerten, hatte zu, wie konnte es anders sein, aber die Mensa hatte auf und es gab ein gutes Frühstücksangebot. Wir älteren Semester saßen also im Studi-Cafe.

Zurück an der Isar umfing uns wieder Grün und wir sahen immer wieder mal Reiher

und abwechslungsreiche, schöne Fluss-Abschnitte.

Am Fluss-Kilometer 120 stand ein alter Kilometerstein. So was ist immer hübsch. „120 km von der Mündung“. Wir waren schon tüchtig vorangekommen.

Natürlich gab es auch einen Wermutstropfen – außer, dass die Füße weh taten und es keine Bänke zum Rasten gab. Wir gingen ja ganz in der Nähe des Flughafens vorbei. Und auf praktisch der gesamten Strecke von Garching bis kurz vor Freising hörten wir lautstark alle 1-2 Minuten ein Flugzeug und sahen es in Richtung Süden drehen und die Isar entlang fliegen. Irgendwann will man einfach nur, dass der Lärm aufhört.

Wie zum Hohn kam übrigens kurz vor unserem Ziel Freising

eine Strecke, auf der eine Bank sich an die andere reihte. Da wollten wir aber nur noch schnell ins Hotel in der Isarstraße mit dem passenden Namen Isar-Hotel. Wir hatten ungefähr den Fluss-Kilometer 113 erreicht. Am Abend besuchten uns meine Eltern und fuhren mit uns ins Weihenstephaner Bräustüberl. Das war ein schöner Ausklang des Tages.

Ein besonderes Highlight war der riesige Ventilator im Hotelzimmer, der uns den Aufenthalt im aufgeheizten Zimmer und somit die Schlafqualität verbesserte.

10. Tag: Von Freising nach Moosburg

Von Freising (446 m) nach Moosburg (417 m)

21 km, 6 Std., leicht, Hitze, kaum Pausen

Wie am Vortag hielten wir uns an die linke Seite der Isar. Gleich tauchten wir wieder in den Auwald ein, mit schönem Blick auf den Fluss.

Ich hatte eine Stelle am Fußballen, wo ich mich gestern etwas aufgerieben hatte, mit Compeed geschützt und das Ganze großzügig mit Leukotape überklebt. Compeed hält schlecht, wenn die Füße warm werden und verklebt die Socken. Mit Leukotape ist alles paletti. Das war nicht mein Tag, auch die Füße taten mir weh. Gut, dass die Etappe nicht besonders lang war.

Die Strecke war wirklich schön. Viele verschiedene Baumarten, gelbe Goldrute und lila Springkraut. (Ja, ich weiß, das sind „böse“ Neophyten, aber sie sind schön und dienen als Insektennahrung zu einer Zeit, in der sonst nicht mehr viel blüht.) Auf dem Bild Goldrute bei Fluss-Kilometer 111.

Es ging in traumhafter Umgebung weiter. Rechts von uns die Isar

 

und links die kleine überwachsene Moosach, wegen deren Mündung in die Isar wir weg vom Fluss gehen mussten.

Dann machten wir einen Fehler. Wir wollten zu einem Gasthof in Oberhummel, zu dem wir ein Stück in den Ort mussten. Dort angekommen stellten wir fest, dass er Ruhetag hatte – wie auch an vier anderen Tagen der Woche. Pech gehabt. Einen anderen Gasthof gab es auf dem heutigen Weg leider nicht. Anhand der Karte suchten wir den kürzesten Weg zurück zur Isar und gingen stoisch weiter. Hilft ja nix.

Wir näherten uns dem Fluss-Kilometer 100. Aber schade, vorher mussten wir den Weg verlassen und auf dem Damm weitergehen, da das Ufer abgebrochen war. Man sah auch am gegenüberliegenden Ufer Abbrüche und wilde Stellen mit angeschwemmten Baumstämmen und Ästen.

Wieder am Fluss angelangt war schon Fluss-Kilometer 98. Den 100er hatten wir also verpasst.
Um nach Moosburg, Fluss-Kilometer 95, zu gelangen, gingen wir an einem Sportflugplatz und einem großen Pferdehof vorbei und waren dann bald im Hotel Huber, das eher am Ortsrand lag. Ich war trotz der schönen Etappe froh, dass der Tag geschafft war, mir taten die ganze Zeit die Füße weh und ich fürchtete jeden zusätzlichen Kilometer.

Die Altstadt mit ihren zwei sehenswerten Kirchen war also zu weit weg für uns, auch das möchten wir irgendwann nachholen.

11. Tag: Von Moosburg über Volkmannsdorf nach Landshut

Von Moosburg über Volkmannsdorf nach Landshut

24 km, 7 Std., leichte Strecke, heißester Tag, wenig Pausen

An der Rezeption beim Bezahlen lernten wir zwei Wanderer kennen, die ich ansprach, weil die Frau den Führer von Ludwig Graßler „Traumpfad München-Prag“ in der Hand hielt. Wir trafen sie die nächsten Tage immer wieder und es war schön, mit passionierten Weitwanderern ratschen zu können.

Moosburg verließen wir in Richtung des Gasthofs Zur Lände. Wir gelangten auf den Isar-Damm, auf dem wir eine Zeitlang zu wandern hatten. Wir blieben auf der linken, westlichen Seite der Isar, die hinter Moosburg einen Bogen nach Norden beschreibt, wo sie die Wasser der Amper aufnimmt, um dann wieder nach Süden zu fließen und nach Osten abzubiegen.

Der Damm war wegen der langen Trockenheit und der Hitze dieses Sommers braun und vertrocknet. Bald stießen wir auf eins der Kraftwerke an den Mittleren Isarstauseen, es war eines der Uppenborn-Kraftwerke.

Auf einem schönen grünen Weg, auf dem das Gras vertrocknet war, kamen wir in den Bereich, wo die Amper neben uns floss. Sie kommt als Ammer aus dem Gebirge, durchfließt den Ammersee und fließt als Amper weiter.

Bei Fluss-Kilometer 91 mündet die Amper bei Volkmannsdorf in die Isar. Wir gingen auf die Brücke, wo man den Zusammenfluss gut sehen konnte.

In Fließrichtung kommt von links die Amper und rechts die Isar. Das war auf jeden Fall ein Highlight des Tages.

Kurz drauf das nächste Highlight: Nur noch 90 km von der Mündung entfernt. Das zeigte uns ein hoher Stein.

Auf dem Stein war auch eingemeißelt, dass wir 5 km von Moosburg und 14 km von Landshut entfernt waren. Zumindest Fluss-Kilometer, die Wander-Kilometer sind immer mehr.

Dann begann der Weg durchs Naturschutzgebiet Mittlere Isarstauseen, das wir schon öfters zur Vogelbeobachtung aufgesucht hatten. Auf dem Weg lagen massenweise trockene Blätter, als ob schon Herbst wäre. Ungefähr bei Fluss-km 87 kamen wir zu einer Besonderheit. Sie heißt „Sieben Rippen“. Dort sind Nagelfluh-Felsen im Isarbett und nicht nur Isarschotter. 

Es mangelte wieder an Sitzgelegenheiten und so war es gut, dass an dieser Stelle ein dicker Baumstamm lag, auf dem man ganz gemütlich sitzen und einen Apfel verspeisen konnte. Gasthäuser gab es auf unserer Strecke nicht.

Etwas später fiel uns auf, dass in der Isar an vielen Stellen Felsen, unnatürlich aussehende Pflöcke und Wurzelstöcke großer Bäume zu sehen waren.

Sie waren tatsächlich mit schwerem Gerät dort hineingebracht und verankert worden. Wir vermuteten, dass damit Ruhemöglichkeiten für Vögel oder Verstecke für Fische und andere Tiere geschaffen werden sollten. 

In diesem Abschnitt sahen wir auf der gegenüberliegenden Seite die Kirche von Eching. Sie liegt am Echinger Stausee und neben ihr ist ein Gasthaus. Es wäre nett gewesen, dort zu pausieren, aber wir wussten, dass der Weg, den wir hätten nehmen müssen, am Kanal und dem Stausee entlang und dann an einer Bundesstraße in der prallen Sonne verlaufen wäre. 

Sonne hatten wir noch genug, als wir in die parkähnlichen Außenbezirke von Landshut kamen, die attraktiv angelegt waren, mit vielen Lehrtafeln, und wo auch die Isar weiterhin sehr schön aussah.

Von weitem war die Burg Trausnitz zu sehen.

Und schließlich auch der Turm der gotischen Martinskirche.

Der Landshuter Stadtbiber leistet ganze Arbeit am Ufer.

In Landshut, bei Fluss-Kilometer 75, teilt sich die Isar in zwei Arme, die Große und Kleine Isar. Unsere Pension Himmel lag an der Großen Isar und war gleichzeitig Restaurant und Cafe. Das traf sich gut, so mussten wir nicht mehr weit gehen und verbrachten einen schönen Abend im Hof des historischen Gebäudes. 

Der Tag war einer der heißesten Tage, abends wurde die Temperatur noch höher als tagsüber und erreichte 34 Grad.