Von Bad Tölz (649 m) über Geretsried nach Wolfratshausen (578 m)
26 km, 10 Std., furchtbare Etappe, Hitze, verlaufen, nur eine größere Pause
Wir verließen die Alpen und wanderten hinein ins Alpenvorland.
Für mich war das die schlimmste Etappe der ganzen Tour.
Das berühmte und romantisierte Isartal mit seinen großen Naturschutz-Flächen lag vor uns. Ich hatte Schlimmes geahnt, denn ich schlief schon unruhig. So ganz sicher, welchen Weg wir nehmen würden, waren wir nämlich bei dieser Etappe nicht. Der Isarradweg führte nach unserem Geschmack zu weit von der Isar weg. Im Nachhinein wussten wir, warum.
Erst freuten wir uns noch über das Fluss-Kilometer-Schild 200 vor dem Bad Tölzer Stausee.
Dann verliefen wir uns das erste Mal und kamen erst auf Umwegen wieder zum Isar-Hochufer zurück.
Juchu – eine gelbe Wegmarkierung des Isartalvereins! Zu früh gefreut. Der Weg war zwar vorhanden, aber nicht gepflegt. Wir vermuteten, dass es wegen des Naturschutzgebiets gar nicht gewünscht ist, dass man hier wandert. Alles gut und schön, hab ich Verständnis – nur: Es gehen immer wieder Trampelpfade durchs Schutzgebiet zur Isar runter, drunten am Ufer war Halligalli und auf dem Fluss in den unsäglichen (Schlauch-)Booten noch mehr. Lautes Geplärr dröhnte unablässig zu uns herauf. Es nervte kolossal. Wir kämpften uns durch Brombeeren und über abgebrochene Äste und kamen nicht voran.
Hier der „Weg“:
Schließlich sahen wir auf der Karte, dass wir nicht weit von einer Art Bundesstraße entfernt waren und gingen dort hin. Ich war wütend über diesen Weg und wäre am liebsten in den Bus eingestiegen, der an uns vorbeifuhr. Wir trotteten mißmutig (ich jedenfalls) in der vollen Sonne auf eine Anhöhe namens Lochen, wo ein Bauernhof war, und fragten die Bäuerin, wie wir weiter gehen sollten. Sie schickte uns wieder runter an die Isar. Na super. Der Weg sollte besser werden. Dort angekommen irrten wir wieder herum und stießen auf zwei andere verzweifelte Wanderer, die in Richtung Bad Tölz gingen und auch schon einiges hinter sich hatten auf der Strecke. Wir rieten ihnen, einfach an der Straße entlang zu gehen, auch wenn’s unschön ist.
Wir fanden einen Weg nach unten, sogar ans Isarufer ca. bei Fluss-Kilometer 193, und waren vereint mit den Bade- und Partyfans und allen negativen Auswüchsen wie z.B. Müll, diverse Hinterlassenschaften, über den Weg gespannte Zeltleinen, Lärm.
Wir fanden, oh Wunder, mit Hilfe der Karte die Treppen, die steil bergauf zum berühmten Malerwinkel führen. Der heißt so, weil Kunstmaler gerne die Isar von dort oben malten.
Es war erst Fluss-Kilometer 190 und es war schon nach Mittag. Wir hatten noch ein Stück vor uns! Deshalb beschlossen wir, nicht wieder runter zur Isar zu gehen, sondern den Radweg zu nutzen, der am Hochufer vor unserer Nase vorbeiführte. Wir brauchten noch einige Zeit bis zum nächsten Ort Geretsried. Der beginnt ungefähr an Fluss-Kilometer 188. Dort war glücklicherweise mehr oder weniger am Ortsrand eine Sportanlage mit Gaststätte, wo wir was Kaltes trinken konnten und uns eine schmackhafte Pizza teilten. Wir füllten unsere Wasserflaschen auf, damit jeder wieder 1,5 Liter mit sich tragen konnte. Das brauchte man an diesem Tag. Normalerweise reichen uns ein Liter pro Person, wenn man Mittags irgendwo auffüllen kann.
An die 20 km hatten wir schon hinter uns, die Isar benötigte für die Strecke viel weniger Kilometer… Aber es lagen noch einige Hitze-Kilometer vor uns. Stunde um Stunde, es wurden noch fast drei, latschten wir am Rand der Ortsteile von Geretsried ohne Blick auf die Isar entlang. Unten im Naturschutzgebiet war bademäßig nach wie vor die Hölle los, nur für uns Wanderer war da kein Platz. Ich war echt genervt.
Über den Loisach-Isar-Kanal, Fluss-Kilometer 179, kamen wir nach Wolfratshausen, wo ich das Hotel vorausschauend in der Nähe unseres Weges gebucht hatte.
Gerne würden wir für diese Etappe im Nachhinein einen angenehmeren Wanderweg suchen. Die Strecke wird Richtung Süden von Venedig-Gehern gewandert, die sicherlich auch so ihre Probleme damit haben.