4. Tag: Von Wallgau über Vorderriß nach Fall

Von Wallgau (871 m) über Vorderriß (781 m) nach Fall (773 m)

23 km, 8,5 Std., langer Weg auf der Mautstraße, Hitze, einige Pausen

Frühstück gab es erst um 8 Uhr, wir gingen schon um 7 Uhr los, um der Hitze etwas auszuweichen. Unser Weg, der Isarradweg (einen Isarwanderweg gibt es nicht), begann nicht weit vom Hotel. Die Berggipfel waren in Wolken und es hatte vielleicht 17 Grad. Wir hofften, dass unser Wasser im Rucksack etwas kühler als die Tage vorher blieb, denn da war es wärmer als Körpertemperatur und wurde von uns als gesundes Ayurveda-Wasser bezeichnet… Zum Trinken motivierte es nicht wirklich.

Den ersten Teil des Weges mussten wir auf der ca. 13 Kilometer langen Mautstraße Wallgau – Vorderriß gehen. Fußgänger mussten wenigstens keine Maut zahlen. War ja auch weder Fußweg noch Grünstreifen vorhanden. Anfangs war die Straße noch recht gut zu gehen, da wenig Verkehr war. Als die Urlauber alle aufgewacht waren, wurde es unangenehmer.

Die Isar war meist tief unter uns und außer Sichtweite. Aber es gab auch schöne Blicke von oben

und an manchen Stellen kam man auch direkt an den Fluss.

Das Straßenlatschen ging uns auf die Nerven, vor allem als der Verkehr stärker wurde und die Hitzeschlacht wieder begann.

Wenn wir die Strecke nochmal gehen würden, würden wir versuchen, eine Alternative zur Straße zu finden, aber wir richteten uns diesmal hauptsächlich nach dem Isarradweg, der keine Alternative zeigte, und unseren Wanderkarten trauten wir nicht ganz.

Wir waren jedenfalls heilfroh als wir Vorderriß, Fluss-Kilometer 235, erreichten und uns im Gasthof Post ein Mittagessen und Getränke schmecken ließen.

Nach einer Stunde rafften wir uns auf und gingen wieder los, allerdings einen falschen Weg. Wir hätten unten an der Isar bleiben sollen und irgendein Weglein suchen, stattdessen gingen wir an der B307 entlang, die aufs Hochufer führte. Was es heißt an der Bundesstraße zu gehen, kann man sich ja vorstellen. Als wir an einen Parkplatz kamen, wichen wir auf einem Pfad nach unten aus. Es ging tatsächlich parallel zur Straße ein Weg durch den Wald, auch mal nahe am Ufer der Isar. Das war recht schön zu gehen. Wir waren allerdings schon auf Ankommen gepolt und hielten uns nicht weiter auf. 

Schließlich erreichten wir ungefähr am Fluss-Kilometer 231 die Geschiebesperre vor dem Sylvensteinspeichersee. Hier wird das Geröll, das die Isar mit sich führt, abgefangen. Das führt im weiteren Verlauf zu Problemen mit der Eintiefung des Flussbetts. Deshalb wird Gestein per Lastwagen flussabwärts transportiert und wieder in die Isar gekippt. Hier will man, glaube ich, zukünftig eine andere Methode einsetzen.

Dort begann der Sylvensteinspeicher, der in den 1950er Jahren für den Hochwasserschutz gebaut wurde. Für ihn musste das alte Dorf Fall weichen, dessen Grundmauern man bei niedrigem Wasserstand noch sehen kann.

Auf Grund der langen Trockenheit hatte der riesige See tatsächlich relativ wenig Wasser, war aber trotzdem schön anzusehen. Am Ankunftstag sahen wir nur denjenigen Teil des Sees, in den die Isar mündet. Dort ist auch ein Badestrand, der gut besucht war. Die Leute schauten uns an als ob wir von einem anderen Stern kämen mit unseren Wanderklamotten. Wir fühlten uns auch so. Der Badebetrieb mit lärmenden Menschen und Partyfans begleitete uns über die gesamten zwei Wochen immer wieder und ging uns irgendwann arg auf die Nerven.

Wanderer gab es so gut wie nicht bisher. Ja, in den Bergen schon, aber nicht auf unserer Strecke. Radfahrer waren unterwegs, aber auch das hielt sich in Grenzen. Meistens waren wir allein unterwegs.

In Fall angekommen marschierten wir schnurstracks in das schöne, moderne Hotel „Jäger von Fall“, das nach dem Roman von Ludwig Ganghofer benannt ist, und verbrachten den Sommerabend im Biergarten – bis es anfing zu regnen. 

5. Tag: Von Fall über Lenggries nach Bad Tölz

Von Fall (773 m) über Lenggries (677 m) nach Bad Tölz (649 m)

Ca. 27 km, 10 Std., abwechslungsreiche lange Strecke, Hitze, einige Pausen

Nach einer regnerischen Nacht starteten wir gegen 7 Uhr im Nebel. Der See sah toll aus. Als ob Geister über ihn tanzten, natürlich waren es Nebelschleier.

Der See hat mehrere canyonartige Arme, die im Sonnenaufgang und Nebel wunderschön waren. Von der Faller-Klamm-Brücke aus fotografierten wir, was das Zeug hielt.

Wir mussten an der B307 entlang, was zu der Uhrzeit noch in Ordnung war. Es waren wieder einige Abschnitte zu gehen, die nur einen winzigen Seitenstreifen hatten. Mit Autoverkehr beängstigend. An einem neu ausgebauten Teil hatte man allerdings sogar an Fußgänger gedacht. Wir überquerten dann den Staudamm, wo es auch ein Kraftwerk gibt, und sahen tief unter uns die Isar wie sie den Stausee verlässt. Fluss-Kilometer sind es hier ca. 224 von der Mündung.
Unser weiterer Weg führte längere Zeit weit ab vom Fluss, war aber ein sehr schöner Waldweg namens Toni-Seber-Weg. Wer dieser Toni Seber war, bekamen wir nicht raus. Wir genossen den Schatten. Später ging es dann an der B13 entlang, aber der Weg war ebenfalls schattig und gut abgetrennt durch eine Leitplanke, das war ok.

Im Lauf des Vormittags erreichten wir die Ortschaft Fleck, Fluss-Kilometer 215, wo wir die Bäckerei Bammer aufsuchten, die uns aus einem Film des Bayrischen Rundfunks bekannt war („Auf den Spuren der Isar“ mit Harald Grill). Irgendwann kamen wir wieder zur Isar.  

Weiter ging’s in der prallen Sonne bis zur Isarbrücke in Lenggries am Fluss-Kilometer 211. Dort verließen wir die Isar erstmal und machten am Ortsrand in einem Cafe Mittagspause. Der hausgemachte Eistee schmeckte fast wie Caipirinha. War natürlich alkoholfrei. Zeit, um den historischen Kalkofen oder die sehenswerte Kirche zu besichtigen, hatten wir nicht. Das werden wir nachholen.

In der Nähe des Ortes lag viel Party- und Sauf-Müll an der Isar herum. Unschön und unappetitlich.
An der ganzen Strecke bis Bad Tölz, ca. 10 km bis zum Fluss-Kilometer 200, die hauptsächlich in der Sonne verlief, hielten sich Badefans an den Kiesufern auf. Ich gebe zu, das sah recht gemütlich aus. Wir dagegen stapften tapfer weiter durch Gebüsch- und Heidelandschaft, entlang Wiesen und Weiden.

Unzählige Male hielten wir zum Rasten und Trinken an. Die Temperatur war sicher höher als 30 Grad an dem Tag.

Ablenkung brachten uns die süßen Landschaftspfleger!

Und irgendwann erreichten wir dann doch Bad Tölz. Was für ein wunderschöner Ort! 

Wir übernachteten im Gasthof Milano mit angegliedertem italienischem Restaurant. Eine gute Wahl. Für die Wirtin waren wir ausnahmsweise auch keine Exoten, denn dort übernachten immer wieder Venedig-Gänger, also Wanderer, die von München nach Venedig unterwegs sind.

Bad Tölz ist der letzte Ort in den Alpen. Ab hier beginnt das Alpenvorland. Und hier endet auch die Obere Isar und die Mittlere Isar beginnt (wobei es in Wikipedia auch eine andere Einteilung gibt).