3. Tag: Von Scharnitz über Mittenwald und Krün nach Wallgau

Von Scharnitz (964 m) über Mittenwald (913 m) und Krün (875 m) nach Wallgau (871 m)

Ca. 19 km, 8 Std., abwechslungsreich, Hitze, viele Pausen

Als wir Scharnitz verließen, war es noch angenehm kühl. 

Eine Tafel am Fluss erklärte den Verlauf der Isar. Wir kamen im Lauf der zweiwöchigen Wanderung an vielen Info-Tafeln zu allen möglichen Themen vorbei. Wir fotografierten sie meist, da wir keine Zeit zum ausgiebigen Studium hatten.

Wir verließen Scharnitz auf der rechten Isarseite, sahen über uns die Ruinen der Porta Claudia liegen und überquerten die Grenze zu Bayern. Die befindet sich gemäß Karte irgendwo vor dem Fluss-Kilometer 263 (Kilometer bis zur Mündung). Tja, entweder haben wir sie übersehen oder sie war nicht gekennzeichnet. Irgendwann fiel uns ein, dass wir schon längst in Deutschland sein müssten.

Die junge Isar floss manchmal in einiger Entfernung von uns. Sie war durch einen Zaun vor Party- und Badewütigen geschützt.
Unser Weg war dennoch schön, er ging durch Latschengebüsch und kleine Wäldchen.

In knapp 1,5 Stunden hatten wir die 7 km bis Mittenwald hinter uns gebracht. In der alten Flößerstadt, in der im Mittelalter ein italienischer Markt abgehalten wurde, ist die Isar mehr oder weniger kanalisiert, um den Ort vor Hochwasser zu schützen. 

Wir sahen das erste Fluss-Kilometer Schild: 258,6 km bis zur Mündung. Da hatten wir noch einiges vor uns.

Lang und heiß zog sich der Weg hin und am Ende von Mittenwald erreichten wir die Gebirgsjäger-Kaserne mit dem Maultier-Denkmal zu Ehren der Tragtiere. Ich möchte mir nicht vorstellen, was diese Tiere im Lauf der kriegerischen Auseinandersetzungen in den Gebirgen mitgemacht haben.

Wir liefen viel auf Asphalt, es war warm, und wir waren schon ungeduldig, wann denn nun endlich unser Pausenziel auftauchte, der Campingplatz Isarhorn, ca. bei Fluss-Kilometer 253. Es dauerte noch eine Dreiviertelstunde. Wurstsalat und einiges zu trinken brachte in der verdienten Pause unseren Wandergeist wieder in Schwung.

Über einen schönen Weg mit vielen Blumen, der ab und zu schöne Blicke auf die türkisfarbene Isar bot, erreichten wir nach circa einer Stunde den Isarstausee bei Krün, Fluss-Kilometer ca. 251. Hier wird die Isar das erste Mal in ihrem Lauf aufgestaut. 

Das Wehr und Kraftwerk Krün:

Hier wird nicht nur Strom erzeugt, sondern vor allem wird der Isar enorm viel Wasser abgezapft. Das Wasser wird über den Obernach-Kanal zum Walchensee geleitet, um dort zur Stromgewinnung eingesetzt zu werden. Bis vor 1990 ließ man der Isar zu mancher Zeit überhaupt kein Wasser mehr! Das Flussbett war oftmals völlig ausgetrocknet. Dann wurde glücklicherweise entschieden, dass eine Restmenge von 4 Kubikmetern pro Sekunde im Flussbett bleiben muss. 

Das sieht dann in etwa so aus.

Wir wanderten auf einem sonnigen Weg etwas oberhalb des Flusses und passierten eine Kneipp-Anlage. Wie gerne hätte ich die Füße gebadet, aber beim Wandern ist das kontraproduktiv, da es die Haut aufweicht und Blasen begünstigt. Also begnügte ich mich damit, meine Arme ins eiskalte Wasser zu stecken.

Wir gingen nach Krün hinein (bzw. von der Isar her relativ steil hinauf), weil wir Lust auf ein kaltes Getränk hatten. Die Gaststätte namens Grillstube hatte offen und bewirtete uns sehr freundlich.
Wir waren ziemlich kaputt und beschlossen, den Weg etwas abzukürzen, indem wir nicht mehr an die Isar zurückgingen, sondern dem Obernach-Kanal eine halbe Stunde bis zum Ortsrand von Wallgau folgten.

Das war nicht toll und in der prallen Sonne, aber es war der kürzeste Weg und es war ja auch Isarwasser. 😉

In Wallgau, das ungefähr bei Fluss-Kilometer 247 liegt, dauerte es eine Zeit bis wir durch den doch recht großen Ort wanderten. Unser Hotel war sozusagen am gegenüberliegenden Ortsrand. Zwischendrin schauten wir uns die Jakobskirche von Wallgau an. Die interessierte uns ehemalige Jakobsweg-Pilger natürlich.

Wallgau gefiel uns sehr gut.
Im Gasthof Post in der Ortsmitte, in der Nähe der Kirche, aßen wir zu Abend und waren mit der Welt zufrieden.

4. Tag: Von Wallgau über Vorderriß nach Fall

Von Wallgau (871 m) über Vorderriß (781 m) nach Fall (773 m)

23 km, 8,5 Std., langer Weg auf der Mautstraße, Hitze, einige Pausen

Frühstück gab es erst um 8 Uhr, wir gingen schon um 7 Uhr los, um der Hitze etwas auszuweichen. Unser Weg, der Isarradweg (einen Isarwanderweg gibt es nicht), begann nicht weit vom Hotel. Die Berggipfel waren in Wolken und es hatte vielleicht 17 Grad. Wir hofften, dass unser Wasser im Rucksack etwas kühler als die Tage vorher blieb, denn da war es wärmer als Körpertemperatur und wurde von uns als gesundes Ayurveda-Wasser bezeichnet… Zum Trinken motivierte es nicht wirklich.

Den ersten Teil des Weges mussten wir auf der ca. 13 Kilometer langen Mautstraße Wallgau – Vorderriß gehen. Fußgänger mussten wenigstens keine Maut zahlen. War ja auch weder Fußweg noch Grünstreifen vorhanden. Anfangs war die Straße noch recht gut zu gehen, da wenig Verkehr war. Als die Urlauber alle aufgewacht waren, wurde es unangenehmer.

Die Isar war meist tief unter uns und außer Sichtweite. Aber es gab auch schöne Blicke von oben

und an manchen Stellen kam man auch direkt an den Fluss.

Das Straßenlatschen ging uns auf die Nerven, vor allem als der Verkehr stärker wurde und die Hitzeschlacht wieder begann.

Wenn wir die Strecke nochmal gehen würden, würden wir versuchen, eine Alternative zur Straße zu finden, aber wir richteten uns diesmal hauptsächlich nach dem Isarradweg, der keine Alternative zeigte, und unseren Wanderkarten trauten wir nicht ganz.

Wir waren jedenfalls heilfroh als wir Vorderriß, Fluss-Kilometer 235, erreichten und uns im Gasthof Post ein Mittagessen und Getränke schmecken ließen.

Nach einer Stunde rafften wir uns auf und gingen wieder los, allerdings einen falschen Weg. Wir hätten unten an der Isar bleiben sollen und irgendein Weglein suchen, stattdessen gingen wir an der B307 entlang, die aufs Hochufer führte. Was es heißt an der Bundesstraße zu gehen, kann man sich ja vorstellen. Als wir an einen Parkplatz kamen, wichen wir auf einem Pfad nach unten aus. Es ging tatsächlich parallel zur Straße ein Weg durch den Wald, auch mal nahe am Ufer der Isar. Das war recht schön zu gehen. Wir waren allerdings schon auf Ankommen gepolt und hielten uns nicht weiter auf. 

Schließlich erreichten wir ungefähr am Fluss-Kilometer 231 die Geschiebesperre vor dem Sylvensteinspeichersee. Hier wird das Geröll, das die Isar mit sich führt, abgefangen. Das führt im weiteren Verlauf zu Problemen mit der Eintiefung des Flussbetts. Deshalb wird Gestein per Lastwagen flussabwärts transportiert und wieder in die Isar gekippt. Hier will man, glaube ich, zukünftig eine andere Methode einsetzen.

Dort begann der Sylvensteinspeicher, der in den 1950er Jahren für den Hochwasserschutz gebaut wurde. Für ihn musste das alte Dorf Fall weichen, dessen Grundmauern man bei niedrigem Wasserstand noch sehen kann.

Auf Grund der langen Trockenheit hatte der riesige See tatsächlich relativ wenig Wasser, war aber trotzdem schön anzusehen. Am Ankunftstag sahen wir nur denjenigen Teil des Sees, in den die Isar mündet. Dort ist auch ein Badestrand, der gut besucht war. Die Leute schauten uns an als ob wir von einem anderen Stern kämen mit unseren Wanderklamotten. Wir fühlten uns auch so. Der Badebetrieb mit lärmenden Menschen und Partyfans begleitete uns über die gesamten zwei Wochen immer wieder und ging uns irgendwann arg auf die Nerven.

Wanderer gab es so gut wie nicht bisher. Ja, in den Bergen schon, aber nicht auf unserer Strecke. Radfahrer waren unterwegs, aber auch das hielt sich in Grenzen. Meistens waren wir allein unterwegs.

In Fall angekommen marschierten wir schnurstracks in das schöne, moderne Hotel „Jäger von Fall“, das nach dem Roman von Ludwig Ganghofer benannt ist, und verbrachten den Sommerabend im Biergarten – bis es anfing zu regnen.