1. Tag: Von der Kastenalm zum Hallerangerhaus und zur Isarquelle

Von der Kastenalm (1220 m) zum Hallerangerhaus (1770 m)

Ca. 5 km, 3 Std., steil, Hitze, einige Pausen

Lange vorher hatten wir unsere 2-wöchige Wanderung von der Isarquelle in Österreich zur Mündung in die Donau geplant. Die Ausrüstung war so wie zu unseren Jakobsweg-Wanderungen, ultraleichte Ausrüstung, leichte Trekking-Schuhe, Trekking-Stecken, nichts Überflüssiges, so dass die Rucksäcke gut 8 Kilogramm wogen. Wir trugen ja alles mit uns. Hotels hatten wir im Voraus gebucht, do dass die Etappen festgelegt waren. Täglich 20-30 Kilometer.

Länge der Wanderung: Die Isar ist ca. 292 Kilometer lang, der Fußweg ist natürlich etwas länger. Wir kamen auf ca. 330 Kilometer. Die Kilometer-Angaben sind ungefähr, berechnet anhand der benutzten Karten-App.

Wir fuhren mit der Bahn von München über Garmisch ins österreichische Scharnitz. Dort hatten wir einen Shuttle für die Fahrt durchs Hinterautal bis zur Kastenalm bestellt, unserem Ausgangspunkt zum Hallerangerhaus. Wir fuhren ohne schlechtes Gewissen mit dem Shuttle-Taxi, denn unser richtiger Startpunkt war ja schließlich die Isarquelle auf 1770 m Höhe und nicht Scharnitz. Wir wollten uns den ca. 15 km langen Weg durchs Hinterautal sparen, da wir ihn am nächsten Tag sowieso in die andere Richtung gehen würden.

Ab der Kastenalm ging es auf gutem Weg steil bergauf. 550 Höhenmeter auf ca. 5 km. Es war brütend heiß und der Weg verlief meist in der Sonne. Von daher waren wir ziemlich langsam. Immerhin trugen wir ja auch unsere
8-9 kg schweren Rucksäcke. Jeder Schatten wurde genutzt und der Liter Wasser, den wir pro Person mittrugen, war absolut notwendig.

Der Blick auf die fast 3000 m hohen Bergketten rechts und links und vor uns war toll. Auch zum Fotografieren blieben wir immer wieder stehen.

In den Felswänden waren auch Einstiege zu alten, längst aufgelassenen Bergwerken zu sehen. Sogar Silber hat man hier gefunden. Deshalb heißt ein Teil des Gebiets auch „Zum silbernen Hansl“.

Das Hallerangerhaus, ein DAV-Haus, war gut besucht.

Wir hatten im Vorfeld bereits ein Zweier-Zimmer gebucht. Hüttenschlafsäcke hatten wir dabei, auch jeder ein winziges Handtuch, mit dem man sich so einigermaßen nach dem Duschen und Waschen abtrocknen konnte. Normalerweise brauchen wir ja keine Handtücher in den Hotels und Pensionen, die wir ausgewählt hatten, und trugen daher auch keine mit.
Die Zimmer im Hallerangerhaus waren neu renoviert und sehr sauber. Sie sind spartanisch, nur Betten und ein Regal. Kein Wasser im Zimmer (es gibt saubere Waschräume), kein Zimmerschlüssel, keine Steckdosen (Power Bar mitnehmen lohnt sich), kein WLAN und kein Telefon-Netz im Haus und Umgebung. Man kann sich auch ohne wohlfühlen.

Es ist ein sehr angenehmes Haus mit freundlichen Wirtsleuten, freundlichem Servicepersonal und gutem Essen. Wir würden jederzeit wieder hier übernachten. Zum Abendessen gab es Lauchsuppe, Rouladen und eine Joghurt-Speise.

Wir wanderten am Nachmittag noch die ca. 500 Meter zur so genannten Isarquelle, die durch ein Schild markiert ist. Die Quelle ist eigentlich die des Lafatscher Baches, eines Zulaufs der Isar. Der offizielle Ursprung der Isar ist viel weiter unten in der Nähe der Kastenalm. Denn: Der Ursprung eines Flusses ist so definiert, dass seine Quellen ganzjährig Wasser führen. Das ist bei der Isarquelle auf 1770 m nicht immer der Fall. Trotzdem war es für uns gefühlt der Beginn der Isar. 

Am Abend sahen wir aus unserem Fenster die Sonne über dem Hinterautal untergehen. Solche Ausblicke hat der Mensch ja normalerweise nicht.

2. Tag: Vom Hallerangerhaus durchs Hinterautal nach Scharnitz

Vom Hallerangerhaus (1770 m) nach Scharnitz (964 m) 

Ca. 20 km, 8 Std., langer Hatscher, Hitze, viele Pausen

Wir gingen in der Kühle des Morgens die steile Strecke, die wir vom Vortag her kannten, wieder bergab. Die Sonne warf unsere langen Schatten auf den Weg.

Wir waren froh, dass diverse Bäche, die auf dem Weg zu überqueren waren, wenig Wasser führten. So musste man z.B. nicht über die Brücke unten auf dem Bild gehen, sondern konnte auf einem ausgelegten Brett das Bächlein überqueren.

Es wurde bald heiß, so dass wir froh waren als wir nach zwei Stunden in der Kastenalm einkehren konnten. Wir stärkten uns mit Almdudler und Mohnkuchen.

Nächstes Ziel war der offizielle Isar-Ursprung „Bei den Flüssen“ auf 1160 m Höhe. Vorher querten wir aber noch riesige Schotterfelder. Es ist kaum vorstellbar, welche Kraft die kleinen oder trockengefallenen Bäche zur Schneeschmelze oder nach Regenfällen haben. Sie bringen tonnenweise Gestein mit sich.

Der Isar-Ursprung besteht aus mehreren Quellen. Sie entspringen den Felsen in einem lichten Wäldchen. Sehr romantisch, wenn die vielen Leute nicht wären. Wir hielten uns trotzdem lange dort auf.

„Isar-Quelle 1“

Eine andere glasklare Quelle

Etwas weiter unten ist die Isar schon ein kleines Flüsschen geworden…

… mit Stoamandln am Ufer.

Heiß war’s und lang und zäh zieht sich der Forstweg nach Scharnitz durchs sonnige Hinterautal. Ab und zu passierten uns Lastwägen oder Autos, die uns in Staubwolken hüllten.
Immer wieder kommen Bäche aus den Gebirgsketten im Süden und Norden, die offensichtlich riesige Massen an Gestein mit sich bringen können. Sehr beeindruckend. 

Vor Scharnitz weitet sich das Flussbett der jungen und noch wilden Isar. Sehr sehr schön!

Wir waren fast nur in der prallen Sonne. Das Trinkwasser ging uns in dieser Hitzeschlacht aus und wir waren heilfroh als wir schließlich unser Übernachtungsziel, den schönen Risserhof in Scharnitz, erreichten.

3. Tag: Von Scharnitz über Mittenwald und Krün nach Wallgau

Von Scharnitz (964 m) über Mittenwald (913 m) und Krün (875 m) nach Wallgau (871 m)

Ca. 19 km, 8 Std., abwechslungsreich, Hitze, viele Pausen

Als wir Scharnitz verließen, war es noch angenehm kühl. 

Eine Tafel am Fluss erklärte den Verlauf der Isar. Wir kamen im Lauf der zweiwöchigen Wanderung an vielen Info-Tafeln zu allen möglichen Themen vorbei. Wir fotografierten sie meist, da wir keine Zeit zum ausgiebigen Studium hatten.

Wir verließen Scharnitz auf der rechten Isarseite, sahen über uns die Ruinen der Porta Claudia liegen und überquerten die Grenze zu Bayern. Die befindet sich gemäß Karte irgendwo vor dem Fluss-Kilometer 263 (Kilometer bis zur Mündung). Tja, entweder haben wir sie übersehen oder sie war nicht gekennzeichnet. Irgendwann fiel uns ein, dass wir schon längst in Deutschland sein müssten.

Die junge Isar floss manchmal in einiger Entfernung von uns. Sie war durch einen Zaun vor Party- und Badewütigen geschützt.
Unser Weg war dennoch schön, er ging durch Latschengebüsch und kleine Wäldchen.

In knapp 1,5 Stunden hatten wir die 7 km bis Mittenwald hinter uns gebracht. In der alten Flößerstadt, in der im Mittelalter ein italienischer Markt abgehalten wurde, ist die Isar mehr oder weniger kanalisiert, um den Ort vor Hochwasser zu schützen. 

Wir sahen das erste Fluss-Kilometer Schild: 258,6 km bis zur Mündung. Da hatten wir noch einiges vor uns.

Lang und heiß zog sich der Weg hin und am Ende von Mittenwald erreichten wir die Gebirgsjäger-Kaserne mit dem Maultier-Denkmal zu Ehren der Tragtiere. Ich möchte mir nicht vorstellen, was diese Tiere im Lauf der kriegerischen Auseinandersetzungen in den Gebirgen mitgemacht haben.

Wir liefen viel auf Asphalt, es war warm, und wir waren schon ungeduldig, wann denn nun endlich unser Pausenziel auftauchte, der Campingplatz Isarhorn, ca. bei Fluss-Kilometer 253. Es dauerte noch eine Dreiviertelstunde. Wurstsalat und einiges zu trinken brachte in der verdienten Pause unseren Wandergeist wieder in Schwung.

Über einen schönen Weg mit vielen Blumen, der ab und zu schöne Blicke auf die türkisfarbene Isar bot, erreichten wir nach circa einer Stunde den Isarstausee bei Krün, Fluss-Kilometer ca. 251. Hier wird die Isar das erste Mal in ihrem Lauf aufgestaut. 

Das Wehr und Kraftwerk Krün:

Hier wird nicht nur Strom erzeugt, sondern vor allem wird der Isar enorm viel Wasser abgezapft. Das Wasser wird über den Obernach-Kanal zum Walchensee geleitet, um dort zur Stromgewinnung eingesetzt zu werden. Bis vor 1990 ließ man der Isar zu mancher Zeit überhaupt kein Wasser mehr! Das Flussbett war oftmals völlig ausgetrocknet. Dann wurde glücklicherweise entschieden, dass eine Restmenge von 4 Kubikmetern pro Sekunde im Flussbett bleiben muss. 

Das sieht dann in etwa so aus.

Wir wanderten auf einem sonnigen Weg etwas oberhalb des Flusses und passierten eine Kneipp-Anlage. Wie gerne hätte ich die Füße gebadet, aber beim Wandern ist das kontraproduktiv, da es die Haut aufweicht und Blasen begünstigt. Also begnügte ich mich damit, meine Arme ins eiskalte Wasser zu stecken.

Wir gingen nach Krün hinein (bzw. von der Isar her relativ steil hinauf), weil wir Lust auf ein kaltes Getränk hatten. Die Gaststätte namens Grillstube hatte offen und bewirtete uns sehr freundlich.
Wir waren ziemlich kaputt und beschlossen, den Weg etwas abzukürzen, indem wir nicht mehr an die Isar zurückgingen, sondern dem Obernach-Kanal eine halbe Stunde bis zum Ortsrand von Wallgau folgten.

Das war nicht toll und in der prallen Sonne, aber es war der kürzeste Weg und es war ja auch Isarwasser. 😉

In Wallgau, das ungefähr bei Fluss-Kilometer 247 liegt, dauerte es eine Zeit bis wir durch den doch recht großen Ort wanderten. Unser Hotel war sozusagen am gegenüberliegenden Ortsrand. Zwischendrin schauten wir uns die Jakobskirche von Wallgau an. Die interessierte uns ehemalige Jakobsweg-Pilger natürlich.

Wallgau gefiel uns sehr gut.
Im Gasthof Post in der Ortsmitte, in der Nähe der Kirche, aßen wir zu Abend und waren mit der Welt zufrieden.